Leiden

Leiden
leiden:
Das im heutigen Sprachgebrauch im Sinne von »dulden, ertragen, Schmerz, Kummer empfinden« gebräuchliche Verb bedeutete früher »gehen, fahren, reisen«. Im Sinne von »dulden, Schmerz empfinden« ist ahd. līdan vermutlich Rückbildung aus ahd. irlīdan »erfahren, durchmachen« (nhd. erleiden). Auf die Bedeutungsentwicklung hat wahrscheinlich die christliche Vorstellung vom Leben des Menschen als einer Reise durch das irdische Jammertal eingewirkt. Später wurde das Verb »leiden« im Sprachgefühl mit dem nicht verwandten Substantiv »Leid« (s. unter leid) verbunden. – Mhd. līden, ahd. līdan, got. -leiÞan, aengl. liđan, aisl. līđa »gehen, fahren, reisen; vergehen« gehören mit verwandten Wörtern in anderen idg. Sprachen zu einer Wurzel *leit‹h›- »gehen, dahingehen« (vgl. z. B. tochar. A lit- »fortgehen«). Das Veranlassungswort zu diesem gemeingerm. Verb ist leiten (eigentlich »gehen machen«). – Der substantivierte Infinitiv Leiden (mhd. līden) wird heute als reines Substantiv empfunden. Dazu gebildet ist Leidenschaft »stark bewegter Gemütszustand, heftige Zuneigung« (17. Jh., als Ersatzwort für frz. passion), davon leidenschaftlich (18. Jh.). Siehe auch den Artikel Mitleid. – Das Adjektiv leidlich »gerade noch ausreichend« (spätmhd. līdelich) ist eine Bildung zu dem Verb »leiden« und bedeutet eigentlich »das, was zu leiden, zu ertragen ist«.

Das Herkunftswörterbuch . 2014.

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